Ich will helfen…

Worum geht es?

Menschen, die nicht lesen und schreiben können oder mit dem Lesen und Schreiben große Schwierigkeiten haben, sind funktionale Analphabeten. Sie leben mit dem Risiko, in wichtigen Lebensbereichen zu scheitern und ausgegrenzt zu werden.

Weil sie viele entmutigende und stigmatisierende Erfahrungen gemacht haben, sprechen sie häufig <nicht über sich und ihre Schwierigkeiten. Sie verbergen sich und ziehen sich in die „Nichtansprechbarkeit“ zurück.

Dieses Faltblatt will Verständnis für die Situation der Menschen mit unzureichenden Schriftsprachkompetenzen wecken und verstärken.

Alleine in Essen gibt es über 30.000 Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können. Aber nur wenige Betroffene besitzen den Mut, darüber zu sprechen. Kennen Sie jemanden?

Was können Sie tun?

Erzählen Sie dem Betroffenen, dass es viele Menschen gibt, die dasselbe Problem haben (7,5 Millionen Menschen in Deutschland). Überzeugen Sie Betroffene, dass sie mittels spezieller Kurse für Erwachsene dieses Problem aktiv angehen können. Die Teilnahme an einem Kurs kann eine große Erleichterung darstellen und sehr positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und Lebensgefühl der Betroffenen haben.

Wie erkenne ich, wenn jemand nicht ausreichend lesen und schreiben kann?

Betroffene Menschen überprüfen meist Situationen, in die sie sich begeben, danach, ob sie dabei mit Lese- und Schreibanforderungen konfrontiert werden könnten.

Sie bemühen sich, diese Situationen zu vermeiden. Ist es nicht möglich, versuchen sie den Anforderungen auszuweichen.

Unsichere Situationen vermeiden:

  • Sie besuchen keine Informationsveranstaltungen.
  • Schlagen z. B. Beförderungen und Fortbildungen aus.
  • Es fehlen schriftliche Unterlagen und Nachweise.

Schreibanforderungen an Vertraute und Fremde delegieren:

  • „Machen Sie das doch gleich mal.“
  • „Sie können das besser.“
  • „Das Formular nehme ich mit, ich mache das zu Hause.“
  • „Den Arbeitsnachweis schreibe ich zu Hause.“

Über Schwierigkeiten hinwegtäuschen:

  • Sie zeigen den Behördenbrief und fragen: „Wo muss ich da hin?“ oder „Was mache ich damit?“
  • „Ich habe meine Brille vergessen.“ oder „Ich habe meine Hand verletzt.“
  • „Meine Bewerbung ist doch noch aktuell“.
  • „Die Schrift ist zu klein. Ich kann das nicht lesen.“

Nichtverstehen schriftlicher Informationen:

  • Schriftlich erteilten Aufforderungen, Einladungen (z. B. per Post) wird keine Folge geleistet.
  • Schriftliche Aufgabenstellungen werden nicht verstanden.
  • Den Inhalt eines vorgelegten Textes können Menschen nicht wiedergeben oder sich darüber nicht austauschen.

Lese- und Schreibtechniken:

  • Sie haben motorische Schwierigkeiten beim Schreiben.
  • Unterschriften sind gemalt und entsprechen nicht dem übrigen Schreibstil.
  • Die Arbeit an Texten, das Lesen und Schreiben wird nur sehr ungern ausgeführt.
  • Beim Ausfüllen von Formularen wird Hilfe benötigt.
  • In Schriftstücken gibt es sehr viele orthografische Fehler bis hin zu einer selbst entwickelten Schrift.

Sprachliche Ausdrucksfähigkeit:

  • Funktionale Analphabeten drücken sich tendenziell einfach und monoton aus:
  • Sie bilden kurze Sätze.
  • Sie benutzen kaum Wörter zur chronologischen Einordnung (z. B. davor, danach, vorher).
  • Sie beschreiben Situationen und Erlebnisse kaum plastisch und wenig reflektiert.

Kontakt und Beratung

Programmbereichsleiterin: Meike Altenkamp
Raum 5.26, Telefon: (0201) 88 43210
meike.altenkamp@vhs.essen.de
Beratung (nicht in den Schulferien):
mittwochs 10-12 Uhr
donnerstags 17-19 Uhr