
Ich bin geboren in Oberhausen, ich bin in einem baufälligen Haus aufgewachsen. Meine Familie besteht aus Mama, Papa, zwei Brüdern und vier Schwestern. Wir hatten nicht viel Geld, das habe ich schon sehr früh gemerkt. Gegen Ende des Monats hatten wir schon weniger zu Essen. Ich musste mit meinen kleinen Schwestern das Zimmer teilen. Ruhe gab es nur selten. Deswegen war ich sehr oft bei meiner Oma und meinem Opa. Der erste Schultag war sehr anstrengend. Ich freute mich etwas Neues zu lernen. Die erste Klasse, neue Freunde finden, Lesen lernen und Schreiben. Ich war so stolz.
Als ich in die zweite Klasse kam, fingen die Probleme an. Meine Lehrerin hat uns Hausaufgaben aufgegeben: das „Fine Buch“ lesen. Als ich zu meiner Mutter ging, um mit ihr zu lesen, musste ich feststellen, dass sie das nicht wollte, weil sie nicht lesen konnte. Nachhilfe konnten meine Eltern nicht bezahlen und in der Schule gab es zwar Hilfe, aber die Schüler waren sehr laut und ich hatte viele nervige Mitschüler. Bis zur vierten Klasse konnte ich nicht richtig lesen und schreiben, hatte nicht viele Freunde, war ein Einzelgänger. Ich hatte immer Angst vorzulesen oder etwas zu schreiben. Trotzdem habe ich meinen Hauptschulabschluss gemacht.
Am Anfang habe ich keine Ausbildung bekommen, dann habe ich einen 2-jährigen Förderlehrgang vom Arbeitsamt gemacht. Dort gab es auch eine Situation, in der ich etwas vorlesen sollte. Das war voll peinlich, weil ich nur rumgestottert habe und alle in der Klasse haben gelacht. Ich fühlte mich schlecht, wie immer.
Als ich meine Ausbildung anfing, gingen die Probleme weiter. Ich musste Nachhilfe nehmen, aber mein Chef war auch keine Hilfe. Er hat mich immer klein gehalten. Ohne die Nachhilfe hätte ich die Ausbildung nicht geschafft.
Ich habe 13 Jahre bei einer Supermarktkette gearbeitet. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr mich so unterbuttern zu lassen. Mein bester Freund riet mir mich bei einer anderen Supermarktkette zu bewerben. Doch dort musste ich noch mehr schreiben als vorher und ich dachte es wäre einfacher.
Gott sei Dank, habe ich mich dann in der Volkshochschule angemeldet, denn ich wollte richtig lesen und schreiben lernen! Am Anfang war es sehr schwer mich anzumelden. Hätte ich nicht meine beste Freundin, hätte ich mich nie angemeldet.